Volkskunst in der Katzbacher Rossbauern Kapelle
Geballtes historisches Wissen versammelt sich in Geigant – heuer Mittelpunkt im Landkreis Cham zur Buchvorstellung.
Nicht ganz zufällig hat der Arbeitskreis für Heimatforschung diesen Ort Geigant ausgewählt. Geigant war bereits 2020 vorgesehen, da Kreisheimat- und Archivpfleger Josef Ederer sich mit seinem Beitrag Geigant und Katzbach vom 14. – 16. Jahrhundert und dieses Jahr mit den Wappen der Hofmarksherren von Geigant auseinandergesetzt hat.
Alljährliche Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham, 39. Band für 2022. Seit 1983 erscheint in ununterbrochener Folge dieser „Gelbe Band“. Die Jahreshefte mit ihren Autoren/innen sind im besten Sinne Botschafter für den gesamten Landkreis Cham. Es gibt wohl keinen anderen Landkreis, der auf eine derart umfassende und detaillierte Bearbeitung der Heimatgeschichte zurückgreifen kann. Dadurch wird Heimatgeschichte lebendig.
Man findet in diesen „gelben Bänden“ äußerst wichtige Arbeiten für die „Mikro-Geschichte“ unserer engeren Heimat, denn diese ist oftmals wenig bekannt, im Gegensatz zur Welt- und Landesgeschichte.
Insgesamt 17 geschichtsversierte Autoren/innen haben dieses Jahr wieder einmal belegbare Historik in ebenfalls 17 Artikeln und auf insgesamt 198 Seiten und 106 Abbildungen intensiv beleuchtet. Um zu sehen, welcher Umfang hier wissenschaftlich bearbeitet wurde, sei nur der zeitliche Rahmen erwähnt: Vom Jahr 1022 bis 2021, also 1000 Jahre geballte Landkreis-Geschichte, ganz alt ganz vorne, ganz neu, ganz hinten im Jahresheft, ganz genau chronologisch. Mit diesen Beiträgen im neuen „Gelben Band“ wird wieder der gesamte Landkreis Cham abgedeckt, von Tiefenbach bis Arrach, von Eschlkam bis Obertrübenbach. Obertrübenbach feiert sein 1000-jähriges Bestehen, der Landkreis Cham sein 50-jähriges Jubiläum. In so einem Jahr blickt man besonders gerne auf die örtliche Geschichte zurück.
Das Themenspektrum ist auch heuer breit gestreut: von der Siedlungs-, Bau- und Kirchengeschichte über Volkskunst, Volksfrömmigkeit und Kunstgeschichte bis hin zur Waldbewirtschaftung und Kriegsende. Ebenfalls vertreten ist die Verleihung des Denkmalschutzpreises des Landkreises Cham. Stellvertretend begrüßte Herr Landrat Löffler dazu Frau Elisabeth Sojer-Falter und Herrn Johann Falter.
Jetzt endlich nach der zweijährigen Pandemiepause kann der neue Band wieder öffentlich in Präsenz vorgestellt werden. Darauf haben sich alle Akteure sehr gefreut.
Die Buchvorstellung fand am Mittwoch den 11. 5. 2022 im Landgasthof Uhrmann „Altes Haus“ in Geigant statt.
Vor dieser offiziellen Buchvorstellung konnten die geladenen Gäste mit Josef Ederer aus Katzbach durch das modern gestaltete Kirchenbauwerk gehen und die theologische Symbolik der darin enthaltenen modernen Kunst kennenlernen.
Diese katholische Pfarrkirche mit dem sehr alten St. Bartholomäus-Patrozinium bietet den Besuchern eine vielfältige Darstellung der „untypischen endzeitlichen Werke“, die darin erst dann vielen Besuchern sichtbar werden, wenn sie entsprechend erklärt sind.
Wer weiß beispielsweise, dass darin eine Atombombenexplosion großflächig dargestellt ist? Und wer weiß, dass das Vier-Glockengeläute eine Glocke beinhaltet, die beide Weltkriege unbeschadet überlebt hat? Oder wer kennt die überlebensgroße handgeschnitzte Weihnachtskrippe? Wer weiß, dass der „Kagerer-Ritter“, also die Grabplatte auf dem Kirchplatz das einzig erhaltene historische Relikt in Geigant und seiner Umgebung ist? Zwar schwer beschädigt, aber dennoch bis in unsere Tage hinein vorhanden.
Großer Dank gebührt dem Hochwürdigen Herrn Pfarrer Chen, sowie dem Vorsitzenden der Kirchenverwaltung Herrn Simon Aumann, die das Gotteshaus für die Heimatforschung und für die Begehung geöffnet haben.
Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler sprach dem Arbeitskreis Heimatforschung seinen ausdrücklichen Dank aus für die lebendige Aufarbeitung der Regionalgeschichte und das ehrenamtliche, kontinuierliche Tun und unermüdliche Engagement der beteiligten Autoren/innen, die viel von ihrer Freizeit in Archiven und Bibliotheken verbringen. Besonders in dieser unsicheren geopolitischen Zeit ist diese Buchvorstellung ein kultureller Höhepunkt des Landkreises. Denn bis vor kurzer Zeit galt: Nie wieder Krieg in Europa und jetzt haben wir Krieg mitten in Europa. Aber diese unsere Landkreisgeschichte versucht uns Mut zu machen, und nicht Angst.
Zur durchgeführten Kirchenführung meinte Löffler, in Geigant ist die Weltkirche daheim, die Pfarrherren kamen/kommen aus Polen, Indien, Afrika, der amtierende Ortspfarrer sogar aus China.
Löffler wünscht allen weiterhin den gewohnten Tatendrang, damit alle auch künftig an den spannenden Forschungsergebnissen teilhaben können. Sein Dank galt auch Herrn Hubert Perlinger für die gewohnt zuverlässige Drucklegung der Jahresschrift.
Weiteren Dank sprach er der Sparkasse im Landkreis Cham für die finanzielle Förderung aus, um die Beiträge zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können.
Weiterer Dank galt dem Kulturreferat des Landratsamtes Cham mit Frau Dr. Kleindorfer-Marx an der Spitze, sowie ihren Mitarbeiterinnen Frau Birgit Liedl-Geigenberger und Karin Hirschberger. Seit Jahren zeichnet das Kulturreferat verantwortlich für die umfangreichen Organisations- und Prüfarbeiten, sowie die Mitfinanzierung des Landkreises rund um das Jahresheft
Löffler würdigte ebenso die zuverlässige, langjährige Leitung des Arbeitskreises durch Herrn Hans Wrba.
Zweiter Bürgermeister der Stadt Waldmünchen Herr Martin Frank der in Vertretung von Herrn Markus Ackermann in seiner Begrüßungsrede auf die Bedeutung der grenznahen Stadt hinwies, stellte die Zentralitätsfunktion und die positive Entwicklung mit seinen ca. 2000 Arbeitsplätzen vor. Ebenso die kulturellen Neuerungen im Grenzlandmuseum und der Stadtbegehung die dank der Unterstützung des Kulturreferates nunmehr auch digital besichtigt werden können. Seine Dankadresse richtete Frank an den Landrat und die Sparkasse sowie an das Redaktionsteam für die Gelben Bände, die für dessen Planungssicherheit sorgen. Auch er stellte die akribische Arbeit der Autoren/innen in den Vordergrund und lobte deren großartige Heimatforschung.
Selbst über den Landkreis Cham hinaus sind diese „gelben Bände“ nicht nur bekannt, sondern als Quellen für weitere Forschungen sehr begehrt und ein wahrlich beliebter Lese- und Lernstoff.
Der Sprecher des Arbeitskreises Herr Hans Wrba seines Amtes langjähriger Kreisheimatpfleger stellte den neuen Band mit Inhaltsangaben jedes Artikels vor, um anschließend den Verkauf der neuen Jahresbände einzuleiten, sowie die Übergabe der Erstexemplare an den Herrn Landrat und an den Waldmünchner Bürgermeister vorzunehmen.
Der Herausgeber dieser Buchreihe und Veranstalter der Buchvorstellung ist der Arbeitskreis für Heimatforschung im Kulturverein Bayerischer Wald e. V. in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat im Landkreis Cham.
Herr Landrat Franz Löffler lud die Gäste nach der offiziellen Vorstellung zu einer kleinen Brotzeit ein.
Der neue Band 2022 ist für 14 € im Buchhandel erhältlich oder beim Landratsamt Cham, Kulturreferat, Tel. 09971 78-218 zum Versand zu bestellen.
Siehe dazu Bayerwald Echo vom Samstag 14. 5. 2022 Seite 36 und Chamer Zeitung vom 16. 5. 2022 Seite
© by Josef Ederer, Katzbach 33, 93449 Geigant im Mai 2022
Kleindenkmalpflege in Häuslarn
Das Wegkreuz an der alten Häuslarner Straße.
Der alte und einzige Verbindungsweg von Katzbach nach Häuslarn führte vor den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts direkt über den Häuslarner Berg. Vom jetzigen FFW-Haus rechts bergauf und dann über den Tiergarten (Rinderfriedhof) direkt durch den Wald mündet er im Hoimerl-Hof (Hausname) in Häuslarn.
Am Waldrand in Häuslarn wurde vor „unfürdenklichen Zeiten“ ein ca. 4 m hohes Kreuz aufgestellt, um das sich etliche Mythen und Legenden ranken. Eine sichere Kenntnis, weshalb dieses Kreuz dort aufgestellt wurde, gibt es leider nicht. Einige alt Eingesessene meinen, dass „das Hoimerlkreuz“ auf einen bäuerlichen Unfall mit Zugtieren zurückzuführen sei.
Dieses Kreuz befand sich noch bis vor kurzem in einem „miserablen“ Zustand, so Markus Feiner aus Häuslarn. Der vertikale Balken ist im unteren Teil mit dem Fichtenbaum verwachsen, an dem es angebracht wurde. Der horizontale Kreuzbalken war bereits komplett verfault, die Madonna und der Christus nicht mehr ansehnlich.
Feiner konnte sich noch schwach daran erinnern, dass dieses Kleinod bereits vor ca. 55 Jahren in seiner Kindheit schon einmal neu bemalen wurde. Das bewog den eigentlich passionierten Imker Ende letzten Jahres, sich um die Restaurierung anzunehmen, um so mitzuhelfen, es der Nachwelt zu erhalten.
Lange überlegte er gemeinsam mit seiner Frau, wie er dieses Flurdenkmal erneuern könne, bis ihm sein Schwager Jochen Stumpf einfiel, der in Würzburg beheimatet ist. Stumpf musste nach längerer Krankheit in Rente gehen und ihm kam der Auftrag gerade recht, um sich seine Zeit zu verkürzen, die er nun als Rentner hatte.
Er ist Hobbymaler und nahm sich der Aufgabe gerne an. Der „Hoimerl“ mit seiner Frau Sonja fuhren dann im letzten Winter mit den alten verblassten und verwitterten Holztafeln zu ihm nach Würzburg, um ihn darum zu bitten, die Mutter Gottes und den Gekreuzigten wieder neu zu fassen. Drei Tage danach schickte Stumpf schon die ersten Fotos von seinen Entwürfen auf den neuen Holztafeln.
Das Ehepaar Feiner holte vor kurzem die neuen und frisch bemalten Holztafeln in Unterfranken wieder ab und gingen an die Arbeit, das Holzkreuz wieder so herzustellen, wie es einmal gewesen ist. Da der senkrechte Balken noch ein „gehauter“ und nicht geschnittener Balken war, wurde es notwendig, dass auch der Querbalken wieder als gezimmerter Vierkant erneuert werden musste, um das Aussehen möglichst wenig zu verändern. Tatsächlich fand sich im Feiner-Anwesen so ein Stück, dass genau denselben Querschnitt hatte, wie der Längsbalken. Die offizielle Denkmalpflege könnte es wahrlich nicht besser machen!
Als dieses Problem gelöst war, musste noch eine Blechabdeckung aus Edelstahl angefertigt werden, die witterungsbeständig war. Sie dient zur Bedachung, die einen dauerhaften Schutz gewährleistet.
Da im Freien das Holz nicht so lange Bestand hat, wie beispielsweise ein Metallkreuz, wurden die Balken mit entsprechendem Holzschutz versehen, der sicher stellt, dass es nicht schon in kurzer Zeit wieder neu gemacht werden muss.
Viele Tage musste das Ehepaar Feiner opfern, um das Ensemble so zu gestalten, dass es auch für Wanderer und Grund-Anlieger ein ansehnliches Gesicht bekam. Dazu setzten die Feiners gegenüber dem Kreuz zwei senkrechte Granitsteine, die eine Holzbank tragen. Auf der könnte man sich sitzend und vielleicht auch betend dem Herrgott mit seiner Schöpfung widmen.
Heimatpfleger Josef Ederer aus Katzbach kann nur mit Bewunderung auf das Ehepaar Feiner aufschauen, die mit ihrer einmaligen Initiative großartige Arbeit für ein Kulturgut unserer Heimat vollbracht haben. Von den Kosten, die sie hatten, ganz zu schweigen. Sie haben nämlich in Eigenregie alles finanziert, ohne irgendjemanden um Unterstützung zu bitten. Einfach beispielhaft!
In Häuslarn befinden sich neben diesem Flurdenkmal noch ein ähnliches beim Anwesen Dirscherl, das seit Jahren immer gut gepflegt und mit Blumen geschmückt ist. Ein weiteres, auch ein etwa gleich großes Kreuz musste vor Jahren abgebaut werden und befindet sich im Hause Streck in Häuslarn. Dank oben beschriebener Initiativen zieren heute noch weit über dreißig solcher Flurdenkmäler die Gegend der ehemaligen Gemeinde Katzbach.
© by Josef Ederer, Katzbach 33, 93449 Geigant im April 2022
Christliche Brauchtumspflege am oberen Rosshof
Die Hofmarksherren bzw. Gutsherrschaften von Geigant hatten alle individuelle eigene Wappen.