Historischer Katzbacher Webstuhl aus dem Jahre 1886 existiert noch
Eigentlich geht das Weben in das 7. Jahrtausend v. Chr. zurück. Wie seinerzeit die Webstühle ausgesehen haben, ist nicht mit Sicherheit nachvollziehbar, vermutlich vertikal und sehr einfach aufgebaut.
Älteste Darstellungen eines Horizontal-Webstuhls datieren in das Jahr 4400 v. Chr., aufgefunden im ägyptischen Badari.
Unser Katzbacher Flachwebstuhl (Horizontal-Webstuhl), der als einziger in der ehemaligen Gemeinde erhalten geblieben ist, war im Jahr 2020 noch mit einem sogenannten „Fleckerlteppich“ aufgespannt. Diese Pedal- oder Trittwebstühle gab es in unserer Heimat ungefähr ab dem 11. Jahrhundert und haben in ihrem Aufbau und in ihrer Funktion bis weit ins 20. Jahrhundert überdauert.
Die Weber-Professionen sind in Katzbach fast auf jedem Haus obrigkeitlich gewährt worden, um den Anwesens Besitzern die Selbstversorgung zu sichern, also die „leinernen Gewandteile“ selber zu produzieren und nebenher als zusätzlicher Broterwerb. Die Professionen, also die berufsmäßige Ausübung des Weber-Handwerks sind in den Briefprotokollen die bei uns ab 1699 erhalten sind, sowie in den Fassionen ab ca. 1806 oftmals erwähnt.
Noch sehr lange wurde in Katzbach gewebt, obwohl es Kleidung und Stoffe schon längst zu kaufen gab. Aber die Armut der Bewohner veranlasste sie dazu, bis weit ins vergangene Jahrhundert hinein ihre Kleidung selber herzustellen. Die letzten Weber gaben ihre Tätigkeit erst kurz nach dem zweiten Weltkrieg auf. Solange wurde auch Flachs in unserer Heimat angebaut und verarbeitet, wie oben angesprochen, aus der reinen Not heraus. Nebenbei erwähnt sei der Hausname Weber, der sowohl in Kühnried Hausnummer 2 als auch in Katzbach Hausnummer 2 bis heute erhalten geblieben ist. siehe dazu auch Katzbacher und Geiganter Hausnamen und ihre Herkunft bzw. Flurnamen in Katzbach und Geigant
Bis dato sind in verschiedenen Anwesen noch „leinerne Tücher“ vorhanden. Sie werden gehütet, wie der eigene Augapfel, so beispielsweise in Häuslarn, oder in Katzbach. Kein Wunder, wenn man sich bewusst macht, wieviel Arbeit und Mühe in so einem Tuch steckt, vom Flachsanbau über das Spinnen des Garns bis hin zum gebleichten, also fast weißem gewebten Leinentuch.
Das Herstellungsjahr des hier beschriebenen Webstuhls kann anhand der eingestemmten Jahreszahl genau datiert werden, nämlich in das Jahr 1886. Somit hat dieses gute alte Stück schon 134 Jahre „auf dem Buckel“. Leider ist der Webstuhl im Laufe der Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen worden und ziemlich ramponiert. Er wurde zufällig vom örtlichen Heimatpfleger Ederer auf einem Stadel-Boden entdeckt und zwar im Fischerhaus, Hausnummer 11 in Katzbach. Markus Neumeier war so freundlich und hat ihn zum Fotografieren und zum Veröffentlichen zur Verfügung gestellt.
Nun ein paar Details, die den Webstuhl eigentlich ausmachen:
Die Kettfäden werden vom Kettbaum zum Warenbaum waagrecht aufgespannt.
Der Kettbaum ist dazu da, die Kettfäden aufzuwickeln.
Auf dem Warenbaum wird das fertiggewebte Leinen- oder Fleckerlteppichstück aufgerollt.
Die Schäfte bewegen sich senkrecht und bilden damit das Webfach, das ist der rautenförmige Zwischenraum zwischen den gehobenen und gesenkten (gespreizten) Kettfäden.
Das Webfach dient dazu, den Schußfaden (im Weber-Schiffchen) durch die Kettfäden zu transportieren (zu schießen). Im Weberschiffchen befindet sich die Spule, (bei uns das Spulerl genannt) also das gesponnene, aufgewickelte Garn (Faden), das aus dem vor Ort angebauten Flachs gesponnen wurde.
Beim Standwebstuhl liegt das rautenförmige Webfach waagrecht. Der Mittelpunkt ist im Bereich der Schäfte. Dieses Webfach entsteht durch die vielen Kettfäden. Mit den Pedalen oder Tritten werden die Kettfäden noch oben gehoben oder nach unten gesenkt, daran befestigt ist das sogenannte Geschirr.
Das Weberblatt bzw. der Schlagbaum, wie er bei uns in der Gegend genannt wird, das zwischen dem Warenbaum und den Schäften ist, wird nach jedem Schuss Richtung fertiges Gewebe gepresst, um den Schussfaden anzudrücken und das Gewebe wieder um eine Fadenstärke länger zu machen.
Eine Litze ist das Hubelement für die Kettfäden, die ein Webfach bilden. In der Mitte ist ein Öhr, durch dieses läuft ausschließlich 1 Kettfaden. Dieses Öhr ist ein kreisrunder Drahtring aus Eisenmaterial.
Ein weiteres Detail des Webstuhls ist der sogenannte Weberkamm. (siehe obiges Foto). Zwischen den parallelen Leisten laufen in den Schlitzen die Kettfäden. Die Dichte der Schlitze bestimmt die Feinheit des Tuches bzw. des Gewebes.
Um 1800 entstanden in England die ersten Webmaschinen und läuteten den Untergang des Tuchmacherhandwerks, das in der Oberpfalz seine Blüte im Raum Mitterteich und Tirschenreuth erlebt hatte, ein. Gleichzeitig begann der Niedergang der seit dem Mittelalter üblichen Handwerkszünfte. Ab 1880 war es dann in Deutschland zumindest in den Städten vorbei mit den händischen Webstühlen und sie wurden reihenweise als Brennmaterial verheizt, leider auch in unserer Altgemeinde. Oftmals deshalb, weil kein Platz für die ausrangierten Webstühle mehr vorhanden war.
So ist es ein sehr großes Wunder, dass es ein einziges Exemplar in Katzbach geschafft hat, bis ins Jahr 2020 zu bestehen. Nach wie vor werden in anderen Ortschaften alte Webstühle zum Kauf angeboten, die aber nur teilweise von noch bestehenden Handwebereien aufgekauft werden.
© by Josef Ederer, Katzbach 33, 93449 Geigant im September 2020