Katzbacher und Geiganter Hausnamen und ihre Herkunft

Hausnamen gehören zu unserer Heimatgeschichte.

Sie sind Teil unserer bayerischen Kultur. In der Heimatforschung existieren die Begriffe „natürliche“ und „künstliche“ Hausnamen. Zu den natürlichen Hausnamen gehören beispielsweise die Namensnennungen nach Flurnamen. Um dem Ursprung der hiesigen Hausnamen auf den Grund gehen zu können, ist eine umfangreiche Haus- und Hofforschung vonnöten, ohne die man nur sehr schwer auf die Hausnamen schließen kann. 

Der Hausname ist generell ein Relikt aus älterer Zeit, weil die Hofstelle wichtiger war, als seine Bewohner, die in der Regel Leibeigene oder zumindest Untertanen waren.

Auf dem Land sind die Hausnamen bis in unsere Zeit hinein üblich und zum größten Teil beständig, selbst dann, wenn die Familiennamen auf den Anwesen manchmal von einer Generation zur Folgegeneration wechseln. Das Problem im Mittelalter bzw. in der beginnenden Neuzeit war, dass der Familienname mehrfach in einem Dorf existierten konnte, dagegen der Hausname in der Regel nur einem Anwesen zugeordnet war. (Es gibt nur einen Scherbauer oder einen Moier).

Tatsächlich sind diese Hausnamen im ländlichen Raum entstanden als eindeutige Identifizierung der Hofstellen bzw. Anwesen. Mit den Hausnamen verhält es sich oftmals wie bei den Adelsnamen. Die Grafen von Bogen wurden zum Beispiel nach dem Bogenberg bzw. nach dem Ort Bogen bei Straubing benannt.

Sie sind sozusagen die zweiten Familiennamen. Üblich ist, dass alle Bewohner eines Anwesens mit demselben Hausnamen bezeichnet werden. Zum Beispiel „vo de Simmern“.

Es gibt sie aber nicht nur bei uns, sondern in verschiedenen Kulturen. In Mitteleuropa kann man Hausnamen zurückverfolgen bis zur Völkerwanderung also bis ca. 375 n. Chr. Der älteste Hausname in Katzbach – wie könnte es anders sein -, ist „der Müllner“, heutige Hausnummer 19. Erstmals schriftlich erwähnt am 23. 6. 1462. Im Mittelalter war üblich, dass man Dinge (selbstverständlich auch Häuser) beim Namen nennt. Heutzutage kann es sein, dass man mit „Dinge beim Namen nennen“ aufpassen muss.

Als es noch keine Nummerierung der Häuser und keine Grundbücher gab, bei uns also vor 1831, konnten mit den Hausnamen die dazugehörigen Knechte und Dirnen, die Fluren, die Abgaben für die Grundherren, die Besitzrechte, die Höhe des Zehentes für den Pfarrer und vieles mehr zugeordnet werden. All das was mit den Hausnamen zusammenhängt, widerspiegelt sich in den alten Briefprotokollen, in den Fassionen, in den Liquidationsprotokollen, in den Vermessungsakten und auch in den Prozessakten der Gerichte wieder.

Ab der Zeit der Rustikal- (um 1810) und Grundsteuerkataster (um 1840), also nach den ersten Land-Vermessungen Anfang des 19. Jahrhunderts im bayerischen Königreich wurden die Hausnamen für die lokale Orientierung zu kompliziert. Die Folge war die Nummerierung der dörflichen Häuser, wie bereits oben kurz erwähnt. In den Archiven ist zu beobachten, dass die Hausnamen in der Oberpfalz sehr oft in den alten, handgeschriebenen Grundsteuerkatastern zu finden sind.

Die Benennung der Hausnamen erfolgte aufgrund völlig unterschiedlicher Kriterien. Das „System“ gliedert sich in Familiennamen, Vornamen, Berufe, Flurnamen, Funktionen, aber auch Veränderungen und/oder Zusammensetzungen dieser Komponenten.

So standen Vornamen Pate wie zum Beispiel der „Hans-Girg“, oder der „Hananigl“. (Leitet sich von Hans-Nikolaus ab). 

Genauso wurden viele Nachnamen als Hausnamen verwendet wie „Tischner“ oder „Bouchschmi“ (Buchschmid). Auffällig dabei ist, dass der Familienname zum Hausnamen geworden ist, wenn die gleiche Familie über viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte auf demselben Anwesen „gesessen ist“, bzw. immer wieder Frauen eingeheiratet haben.

Berufe spielten eine nicht unwesentliche Rolle, wie bereits oben erwähnt „beim Müllner“, oder „beim Wirt“, oder beim früheren „Kirmzäunerhof“ (Hausnummer 2 beim heutigen Hansn in Eschlmais). Nun könnte man beim Traxler (Hausnummer 3 in Katzbach) meinen, den Beruf ableiten zu können. In unserem Fall ist dem nicht so, hier stand der Familienname „Träxler“ Pate für den Hausnamen, der heute noch verwendet wird. Dagegen ist beim Geiganter Traxler (Falk/Turban) tatsächlich der Beruf des Drechslers nachweisbar.

Häuser, die über Jahrhunderte einen festen Zweck hatten, gab es in Katzbach natürlich auch. Es gilt hier zu erwähnen die Hirt- oder Armenhäuser. Der Dorf-Hirte hatte in der sozialen Hierarchie der Ansiedlung die unterste Stufe vor dem Bettler inne und sein Häuschen zeugte von der Armut dieses „Gänse-, Schweine-, Ziegen-, oder Kuhhüters“. So ist heute noch der Hausname Heitbauer (Hütbauer) vom Roßhof geläufig oder das erst vor kurzer Zeit abgegangene Katzbacher Armenhäusl.

Neue Hausnamen entstanden durch Teilung der Anwesen, so z. B. „Häusler“ (Hausnummer 5 ½ in Häuslarn, jetzt die Hausnummer 11). Dieses Haus wurde als Leuterungshaus vom Michelbauer (Häuslarn 5) errichtet, und deshalb entstand dieser Hausname. Häusler wurden immer die Leute mit wenig bewirtschaftbarem Grund genannt.

Damit sind wir gleich bei der nächsten Besonderheit: Kombinationen von Hausnamen. Wie in unserem Beispiel zusammengesetzt aus Michel (Vorname) und Bauer (Berufsbezeichnung), also der Michlbauer. Oder der Leiglschneider, zusammengesetzt aus dem Familiennamen Liegl und dem Beruf Schneider auf dem Gütl Katzbach Hausnummer 14.

Manche Namen lassen Rückschlüsse auf die Größe der Anwesen zu. Betrachten wir hierzu den Rosshof und den Rossbauer in Katzbach. Man kann davon ausgehen, dass diese Höfe zu den größten der ehemaligen Gemeinde gehörten, also ganze Höfe (Huben) waren, denn nur die großen Höfe konnten sich in unserer Gegend Pferde leisten, kleinere Anwesen dagegen nur Ochsen oder Kühe, die als Zugtiere dienten.

Dann bleibt ein kläglicher Rest an Hausnamen, der sich keiner Gruppe zuordnen lässt, wie beispielsweise „Denzl“ oder „Sepher“. Möglicherweise sind sie aus Spitznamen oder aus uns unbekannten Namen oder Ursachen entstanden, die sich leider nicht mehr erschließen lassen.

Es können sich die Hausnamen im Laufe der Zeit verändern. Am Beispiel „Hansgirg“ (Kühnried 4) zu verdeutlichen, wo zwischendurch die Bezeichnung „Bulser“ auftaucht. Nicht geklärt werden konnte, weshalb dieser Name verwendet wurde und genauso plötzlich wieder verschwand und der frühere Hausname erneut und bis heute genutzt wird. Oder „Kirmzäunerhof“, aus dem später der Hansnhof in Eschlmais geworden ist.

Gleichwohl mussten auch Flurnamen für den Hausnamen herhalten, so wie „der Sandwieserer“, also Hans Streck, der das erste „Wohnhaus mit Stall und Schupfe unter einem Dache“ auf der Sandwiese errichtet hat. (Hausnummer 24). Oder aber auch der „Weber“, der früher eigentlich der Tradt-Weber (in Katzbach) gewesen ist. Also wiederum die Benennung nach der Flurbezeichnung „Tradt“ und gleichzeitig nach der ausgeübten Webers-Gerechtigkeit. Solche Zusammensetzungen der Hausnamen nach Flurname und Berufsbezeichnung trifft man sehr oft an.

Oder: „Oaneid“ – Einöde, als Beispiel „da Fischer vo da Oaneid“ (Hausnummer 2 Ponholz).

Ab dem 20. Jahrhundert, genauer gesagt nach dem zweiten Weltkrieg ist zu beobachten, dass immer mehr Hausnamen in Vergessenheit geraten, obwohl sie teilweise Jahrhunderte auf ein- und demselben Anwesen erhalten geblieben sind. Sicherlich hat das damit zu tun, dass die dörflichen Ansiedlungen immer größer werden und die Hausnamen dadurch in den Hintergrund treten. Die neu hinzugezogenen Bürger kennen in der Regel die Hausnamen nicht, im besten Falle nur noch die Familiennamen ihrer Nachbarn. In kleineren Ansiedlungen sind die Hausnamen-Benennungen immer noch in Gebrauch und intakt.

In der heutigen Zeit nutzen verschiedene Eigentümer den Hausnamen als Werbung für Urlaubsgäste bzw. den Tourismus. So der „Bartlhof“ in Kühnried oder bis vor kurzer Zeit noch der „Hansnhof“ in Eschlmais. Damit wird eine jahrhundertealte Tradition fortgeführt und darüber hinaus wieder neu belebt. Dazu ist weiterhin bemerkenswert, dass sich junge Leute seit neuestem nicht mehr so sehr mit ihren Spitznamen ansprechen, sondern wieder mit den althergebrachten Hausnamen. Erkennbar wird dadurch eine Rückbesinnung auf die historische Wertigkeit dieser Hausnamen, zumindest bei uns.

Manchmal ist in diesem Zusammenhang ein Phänomen zu beobachten: Ein Spediteur oder der Postbote fragt nach, wo denn der neu Hinzugezogene wohnt. Es kommt einem dann als erstes der Hausname in den Sinn, beileibe nicht der nachgefragte Familienname.

Weitere Beispiele für die Ortschaft Geigant:

Wonga bzw. Köppel, Hausnummer 9, jetzt Bauer Machtesberger Str. 13

Ein einmaliges Schriftstück der ehemaligen Hofmark Geigant sollte keinesfalls in der „Schublade liegen bleiben“. Oftmals ist die Geschichte einzelner Anwesen genauso vielsagend wie die Ortsgeschichte selber. Die meisten von uns kennen diese.  

Ein Bestandsverzeichnis der Fahrnüsse [bewegliches Vermögen] und Schulden ist uns aus dem Jahr 1777 vom Anwesen Hausnummer 9, heute Machtesberger Str. 13 mit dem althergebrachten Hausnamen Wonga bzw. Köppel erhalten geblieben. Der ursprüngliche Nachname Falk findet sich von ca. 1765 bis weit ins 20. Jahrhundert.

Wann und warum wurde ein Inventarium notwendig? Wenn die Hofeigentümer verstorben waren, musste das vorhandene Vermögen entweder unter den Erben aufgeteilt, und/oder das Anwesen verkauft werden. In diesem Fall geht es aber nicht um ein gesamtes Anwesen, sondern um das „Vermögen“ der Witwe, die als Ausnehmerin auf dem Hof gelebt hat. Eine extrem seltene Urkunde aus geschichtlicher Zeit, die uns Auskunft über vieles gibt, was sie zu Lebzeiten noch besessen hat.  Der Umfang des Vorhandenen wurde durch sogenannte Schätzleute bewertet.

Um die damalige Schriftsprache dem Leser möglichst originalgetreu nahezubringen, sind im folgenden Originaltext Ergänzungen und Erklärungen in eckigen Klammern […] angefügt. Der Schreiber der Geiganter Hofmark hat teilweise in Latein, in Deutsch, aber auch im lokalen Dialekt niedergeschrieben, was die Schätzleute ihm vorgelegt haben. Anschließend der Originaltext:

Jnventurium und zugleich Vertheill[un]g

So über das von Weӱl:[and = ehemals] Kunigunde Falckin gewest und bereits ferten [vorigen Jahres] v[er]storbenen Ausnähmerin nachgelassene Vermög[en] vorgenohmen worden den 26tn gbris [November] a[nn]o 1777.

Kunigunde hatte bereits übergeben und war als Leibtümerin im “Stübl” untergebracht.

[Ihre] Kind[er] 1ter Ehe: Andree Rickerl von hier leedig und 25 Jahr alt. Simon Rickerl leedig 30 Jahr alt, Leinenweber in d[er] Frembd unwissend wo Er sich aufhalte. 2ter Ehe Nihil [Null].

Damit ist u. a. der Nachname ihres ersten Ehemannes überliefert: Rückerl.

Vormund: Wolf[gang] Pesl [Bösl] von hier, Schäzleuth Wolf Staudinger und Wolf Wuez.

Bösl, Staudinger und Wutz waren Untertanen in der Hofmark Geigant, Staudinger der örtliche Schullehrer.

Vermögen:

Beӱ der bereits den 29tn April ao 1776 firgegangenen Beschreibung hat sich vorgefunden,

und ist geschäzt worden, als 1 verspörte Truche [versperrte Truhe] ad 15 x, [x = Kreuzer] 1 Reindl mit [et]was wenig Schmalz 3 x, 1 gläserne Flaschen 2 x, 1 Körzenleuchter 1 x, 2 halbe Maaßkriegeln           6 x, 1 eisener Dreӱfus           3 x, 1 blechene Wann[e] 12 x, 1 Raifmesser [Zugmesser] 1 x, 1 Jngefid. [Federfüllung für das Bett] 48 x, zerschieden altes Eisen 12 x, 2 Firhäng Schlössel 4 x, 1 deto. 8 x, 2 halbe Bethl samt 1 Polster und 1 Ziechen 2 f, [f = Gulden] 12 Stren Wirches Garn [Strang gewirktes Garn] 36 x, 1 Stren Wohl [Wolle] 3 x, 12 Ellen flaxene Leinwath [Leinentuch aus Flachs] 2 f 24 x, 1 schwarze Haube 3 x, 2 Handschueh 3 x, 1 bisl [bisschen] Zwirn 2 x, ¼ Mezen Lein[samen] 12 x, Summa d[er] Fahrnüssen: 7 f, 18 x.

Schulden herein:

Sebastian Leneis von hier bekommt Gelichengeld schuldig zu seӱn 1 f 16 x, der Miterb[e] Andree Rickerl hat von Hanns Zimmermann eingebracht die von diesen um 1 Weeberstuhl schuldig geweste 3 f, auf dem Landsmann Haus dessen Besizer iezt Hanns Landsmann ist, seӱen der Erblasserin 80 f ausgemacht worden.

Heute noch gibt es den Hausnamen „Landsmo“, Hausnummer 12, jetzt Am Sandberg 1.

An diesen hat d[er] Landsmann Vermög[en] einer producirten Verification [Beglaubigung] erlegt, als den 8tn Merzen ao 1764: 10 f, ao 1774, 10 f, 18. Merzen 1775, 10 f, 25. Merzen ao: 1776, 10 f und 8tn April 1777, 10 f betragt 40 f, folgl[ich] verbleibt d Landsmann noch schuldig 40 f gedachtermassen die den 8tn Merz ao 1774 erlegt wordene 10 f seӱend dem Sohn Simon Rickerl nach Steur [Steyr] in Steurmark überschickt worden, nun Er sich seines dortselbst erlitten[en] Arrests entledigt, die dieser ad Maßam zwar conferir[en] musste.

Im obigen Satz erfahren wir u. a., wie gut seinerzeit das Botenwesen funktioniert hat. Trotz der 260 km Entfernung scheint das Geld bei Simon Rückerl in der Steiermark angekommen zu sein, obwohl eingangs erwähnt ist, dass man überhaupt nicht weiß, wo er sich gegenwärtig aufhält.

Es will aber sein miterbend[er] Brud[er] hievon nichts angerichtet wiss[en] also die dem 25. Merzen ao 1776 erlegt wordene 10 f hat die G[nä]dige Herrschaft hieorts ad depositum [einbezahlt] genohmen hievon aber die Ghrts[Gerichts]gebühr von dieser Vertheillung benantl[ich] d[er] Herrschaft 2 f, Verwalter 2 f 24 x, Amtknecht inclus d[er] Fahrnüß Beschreibung 46 x und Sieglpappier 8 x, thut 5 f 18 x bezahlt, und dem Rest p[e]r 4 f 42 x, nachstehendem Georg Falck, Wagner, auf Verrechnung ausgefolgt. Leztere kommt in Ansaz id est [es ist] 4 f 42 x. Die den 8tn April ao dieß [1777] erlegte Nachfrist [Rate] ad 10 f hat Georg Falck, Wagner, zu Handen genohmen, hievon aber von d[er] Erblasserin Leuche [Beerdigung] Herrn Pfarrer 3 f und Leuthgeld [Glockengeläut] zur Kirch 17 x bezahlt, betragt 3 f 11 x folgl[ich] noch in Handen 6 f 43 x. Leztersagter Hanns Georg Falck ist d[er] Erblasserin als ein von seinem Vatter d[es]selben zugedachte Wid[er]lag [Gegenvermächtnis] 10 f schuldig gewesen. Diese hat Er dem Miterb[en] Andree Rickerl bezahlt. Hievon dieser dem Vorstehenden bereits 1 f 16 x gelichen, den Überrest aber in d[er] Erblasserin lezter Krankheit fir dieselbe theils verwendet, und theils auf ihr Funeralia [Leichentrunk] vorgeschossen, da Er neml[ich] den Schull:mr [Schullehrer und Mesner] 1 f 50 x, Todengraber 50 x und Schreiner 50 x bezahlt. Er hat also noch in Hand[en]: nihil.

Der Vormund Wolfgang Pösl hat nach einem obrigkeitl[ich] erricht[eten] Rest Zetl ddto 15. Febr. ao 1762 8 f 43 x baar in Handen gehabt, und darzue 10 f eingenohmen welche der Georg Kleophas d[er] Erblasserin schuldig gewesen. Betragt 18 f 43 x. Von diesem hat Er aber ausgegeben, als von d[er] Erblasserin erster Kinds Leuch Funeral Kösten 3 f 28 x 2 d [d = Pfennig] von d[er] zweӱten Kinds Leuche von d[er] zweӱten 2 f 38 x 2 d, d[er] Erblasserin in Lebzeiten auf zweӱmal 1 f 16 x, um ein Sacktuch [Leinen für Mehlsäcke] fir den Sohn Simon 4 f dann fir diesen auf Aufdingen [einen Lehrling aufnehmen] und Freӱsprechen [Lehrzeitende] 4 f 8 x item fir ihn zur Kundschaft 15 x, des gelichen Fornicationsstraf fir ihn d[er] Herrschaft 4 f 50 x, Verwalter 3 f 40 x item wegen seinen Statt steurische Arrest auf die hievon schon einlaufende Post weiters 1 f 36 x hergegeben, endlich hat Er von des Pflegsohns Miterb Andree Rickerls Freӱsprechen 2 f 15 x bezahlt.

Es war keine Seltenheit, dass ein durchgehender Satz die Länge eines heutigen Absatzes hatte. INFOS für uns: Die Kindersterblichkeit war überall extrem hoch. Eine Fornicationsstrafe wurde verhängt wegen streng verbotenem Sex vor der Ehe. Diese Strafen waren in der Regel empfindlich hoch, siehe dazu unten.  

Alle diese Posten machen aus: 28 f 7 x folgl[ich] gegen d[ie] Einnahm[en] mehr um 9 f 24 x so hinach in Ausgab komm[en] also alda: nihil. Dabeӱ wird entworfen die fir den Sohn Simon bezahlte Fornicationsstraf so Er ad Maßam conferir[en] muß 8 f 30 x.

So d[ie] Schulden herein 64 f 17 x. Sumarum des samtl[ichen] Vermögens 11 f 29 x.

Schulden vom Vermög[en]

Des Vormund Wolf Pesl Rest hieraus trift 9 f 24 x. Summa 10 f 54 x. Hierüber v[er]bleiben ad Maßam ddo ed itariam übrig: 60 f 35 x. Hievon trift auf ieden der zweӱ Erben 30 f 17 x 2 d. V[er]weis des Rests die Fahrnüssen entwerfen 7 f 18 x. Sebastian Leneis schuldet 1 f 16x.

Der Miterb Andreas Rickerl um den Weberstuhl so Er v[er]kauft 3f. Auf dem Landsmann Haus ligen 4 f. D[er] Curator [Vormund] Hanns Georg Falck Wagner hat in zweӱ Posten in Handen 17 f 25 x. Davon aber die Zöhrung pr 1 f 30 x noch zu bestreitt[en] folgl[ich] v[er]bleiben 9 f 55 x. D[er] Sohn Simon muß ad Maßam Concurrieren Fornicationsstraf 8 f 30 x.

[Gesamt] 69 f 59 x. Davon stehet noch zu zahlen der Vormund Peslische Rest pr: 9 f 24 x V[er]bleiben ultimato 60 f 35 x.

                                                                                         Das Köppel-Anwesen in Geigant

Die Ausnehmerin muss sehr sparsam gewesen sein, da nach ihrem Ableben immer noch über 60 Gulden auf die Erben zu verteilen gewesen sind.

Zu finden ist dieser Original-Text im Staatsarchiv Amberg, Briefprotokollsammlung Hofmark Geigant. Der Zeitungstext ist zu finden in der Bayerwald Echo vom 30. 12. 2024 Seite 32

Wie kam der Hausname Deglberger nach Geigant?

Man schrieb das Jahr 1798. Ein Jahr, bevor Maximilian IV. aus dem Hause Wittelsbach in Bayern Kurfürst wurde, der spätere erste König Max I. Joseph von Bayern. (ab 1806). Friedrich Schiller schrieb seine Ballade „Die Bürgschaft“ und „die Schöpfung“, das berühmte Oratorium von Josef Haydn wurde uraufgeführt.

Wilhelm Josef Reichsfreiherr von Weinbach war Besitzer der Hofmark in Geigant.

Sein offizieller bzw. vollständiger Titel:

Sr: Eccelenz der hochwohlgebohrne Wilhelm Joseph Reichsfreÿherr von Weinbach S.[einer] Königl.[ichen] Maӱestat von Baӱern Sr. churfürstlichen Durchlaucht zu Pfalz Baÿrn p. würklich geheimer Rath Hofgerichts Kanzler der hochen Landes Regierung Amberg dann der dasige hoch Löbl[ich]e Kirchen Reputation Director, wie auch Lehenprobst des Herzogsthums der obern Pfalz, und Landgrafschaft Leuchtenberg Jnhaber der freÿen Allodial Hofmarchen Kröbliz, Geigand und Obernriedt  

Ein nicht in Geigant Ansässiger kaufte die folgenden Allodial-Grundstücke. Heute sagt man dazu die Geiganter Schlossgründe. Diese Allodialen konnte der jeweilige Grundherr frei verkaufen oder vererben:

Sechs Teile aus der „Sandzell“. Sie ging bis hinauf an den „Sandrangen“, ein damals markanter Punkt. Alle Grundstücke waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vermessen, also machte man die Grenzen anderweitig fest. Beim Kauf bedungen wurde, dass 3 Pifang Feld für eine Fahrt liegen gelassen werden mussten.

Die auswärtigen Eheleute kauften weiterhin sechs Teile der „unteren Zell“, die zum Zeitpunkt des Kaufes bereits mit Korn (Roggen) angesät waren. Auch einen Teil der „Gutwiese“ haben sich die neuen Eigentümer einverleibt. Dieser Teil lag neben dem „Baltasar Lankes, Schneider“ von Geigant und wurde extra zur Kaufbeschreibung „ausgepflockt“.

Auch zwei Teile der „Hofgrummetwiese“ zwischen dem „Xaver Staudinger“, seinerzeit Schullehrer, und der herrschaftlichen Wiese gehörten zum Kaufs Objekt.

Zur Erbauung eines „Hauses mit Stadl, Stallung, Schupfen und Backofen“ benötigte das kaufende Ehepaar einen „ausgemarkten“ Teil der „Mittleren Zell“.

Der jährlich zu entrichtende Michaelis Zins wurde für das Jahr 1798 nachgelassen, wegen Herstellung einer neuen Wohnung. Als neue Hausbesitzer wurden sie von der Obrigkeit verpflichtet, jährlich zwei Pfund Flachs oder 3 Pfund Werch unentgeltlich zu spinnen und genauso wie andere Hofmarksuntertanen botenweise zu Fuß zu gehen. Zu den jährlichen Steuern gehörte weiterhin eine Fastnachthenne, ein Hahn zu Weihnachten und ein Schilling Eier.

Dem neuen Hofmarksuntertan und Steuerschuldner blieb es überlassen, ob er diese Abgaben in natura „verreicht“, oder als Bargeld in Gulden und Kreuzer zahlt. Im Gegenzug erhielt er von der Obrigkeit aus der herrschaftlichen Waldung jährlich vier Klafter Brennholz und drei Fuder Rechsträhe. Diese musste er natürlich bezahlen und zwar in Höhe des Churfürstlich festgesetzten Waldzinses. 

Wer waren nun die Leute, die sich in Geigant niederlassen wollten und nach dem Kauf neu ansässig gemacht haben?

Es handelte sich um Wolfgang Schmid, „Weber von Degelberg, dessen Eheweib Walburga, all deren Erben, Freunde und Nachkommen“, wie im Briefprotokoll nachzulesen ist. Die „rechts abgeschlossene Kaufsumme ad Ein Tausend Sechshundert Vierzig Gulden, und zusätzlich 22 Gulden sogleich „bezalten Leÿkauf“ wurde sofort fällig.

Der Kaufvertrag kam mit „Consens der gnädigen Herrschaft“ am 19. April 1798 zustande. Zeugen des Kaufes waren Anton Steger, herrschaftlicher Jäger alhier zu Geigant und Jakob Sÿroth zu Neunburg, seines Zeichens Schreiber. So ein paar Auszüge aus dem Wortlaut im originalen „Kaufs-Contract“.

Damit begründete sich der seit 1798 auf dem Anwesen vorhandene und heute noch gebräuchliche Hausname „Deglberger“. Das Anwesen wurde durch Alois Wagner von der Familie Beinkofner, die „ins Amerika“ auswanderten, erworben. Heute ist das Anwesen im Eigentum der Familie Monika und Rainer Wagner Hauptstr. 31, früher Hausnummer 41.

Wenn man bedenkt, dass auf diesem Hof seit nunmehr 225 Jahren dieser Hausname verblieben ist, so ist das sehr bemerkenswert. Denn andere Hausnamen haben sich im Laufe der Zeit verändert, genauso wie viele Familiennamen, jedoch bei weitem nicht so oft.

In diesem speziellen Fall gibt es keinen Vorläufer-Hausnamen, da ja das Hof-Anwesen in Geigant nach dem Kauf neu erbaut wurde.

„Deglberger“ ist ein sogenannter natürlicher Hausname, also abgeleitet von einem Dorf in der Nähe von Ränkam und schlüssig zuzuordnen. Es gibt aber ebenso Hausnamen, die nicht so einfach oder gar nicht zuzuordnen sind.

Der Hausname ist bzw. war in der Regel immer mit der Hofstelle verbunden, mehr als seine Bewohner. Vielfach findet man in den durchwegs vorhandenen Rustikal- oder Grundsteuerkatastern neben den damals neu vergebenen Hausnummern oftmals die dazugehörigen Hausnamen. Die Katasterwerke findet man für unsere Gegend im Staatsarchiv Amberg, teilweise auch noch in den betreffenden Anwesen selbst.

In verschiedenen Landkreisteilen wird seit kurzem wieder sehr viel Wert auf die Hausnamen gelegt. So gibt es Initiativen, diese mit Tafeln an den jeweiligen Häusern sichtbar anzubringen um damit auf die althergebrachten Hausnamen aufmerksam zu machen.

Wenn man nun die oben genannten Flurnamen von damals mit heute vergleicht, dann kommen uns die Namen zum Großteil alle sehr bekannt vor. Beständiger als die Familiennamen haben sich in unserer Gegend die Haus- und damit auch die Flurnamen erhalten.

Folgendes Gedicht von Leo Kammerer beschreibt treffend die Hausnamen:
Der Hausname
Bei uns in Bayern, auf`n Land
is des a oida Tatbestand
dass, anders ois wia in da Stadt
jed`s Anwesen sein Hausnam hot.
A Nam für`s Haus, des hot an Sinn
do steckt a Menge G`scheites drin!
A Haus mit fester, dicker Mauer
werd älter meist, ois da Erbauer
und muaß sei`Herr dann einstens sterben
und stirbt a vielleicht ohne Erben
oder da Hof wird gar verkauft
oder oam geb`n, der anders `tauft
oder wenn d`Tochter heirat, woaßt
dass de hernach anders hoaßt
dass völlig Wurscht, wia`s jeweils kimmt
und wia der hoaßt, der übernimmt
und mog a arm sei oder reich
der Nam vom Haus, der bleibt se gleich.
Egal wia se der Hausherr schreibt
und ob a weggeht oder bleibt
des macht mitunter ned vui aus
oans bleibt bestimmt – der Nam vom Haus.
Es is a Nama von am Ort
und der bleibt do, der laaft net fort.
Drum is da Hausnam – glaabt`s ,ma`s Leit –
A Zeichen von Beständigkeit.


In dieser Zusammenstellung sind sowohl unsere jetzigen Hausnummern als auch die bekannten Hausnamen mit der dazugehörigen Kurzgeschichte ihrer Entstehung genannt. Interessant ist sicherlich für den Einzelnen, seit wann diese Hausnamen bereits existieren, deshalb wurde das ursprüngliche Datum, soweit bekannt eingesetzt. Flurnamen in Katzbach und Geigant.

© by Josef Ederer Katzbach 33, Nov.  2018

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