Flurnamen in Katzbach und Geigant

In der Gegend ist es so, dass nicht die Plannummern benannt werden, sondern die Flurnamen die althergebracht sind und größtenteils seit Jahrhunderten bestehen.

Was versteht man unter dem Begriff Flurnamen?

Beispiele: Wiesen, Wälder, Felsen, (Katlfelsen) Höhlen, (Stoakircha) Gruben, Moore, Bergwerke, Mühlen, Kapellen, (Wirtskapelle), Wegkreuze, (Flurdenkmäler) Grenzsteine, Äcker, Burgställe, (Katzbacher Burg) Berge, Wege, (Kirchensteig) Gewässer, (Heitbauernweiher) Bäche, (Haselbach), Gärten, Gräben, Quellen, (Britschl) etc. haben Flurnamen.

Manche sind leicht erklärbar; würde man eigentlich meinen. Dennoch wird eine sichere Deutung erst durch historische Belege möglich.

Flurnamen sind für die Wissenschaft und Heimatforschung von großer Bedeutung; Auch müssen verschiedene Behörden mit Flurnamen arbeiten. So können Flurbereinigungsdirektionen und Vermessungsämter mit Hilfe von Flurnamensammlungen bei der Auswahl und Schreibung von Namen beraten werden, wenn amtliche Karten angefertigt bzw. verändert werden müssen. Ziel ist, möglichst alle Flurnamen zu bewahren und sie mundartnah, darzustellen.

Beispiele:

Hangerl hergeleitet von Hang

Bücherl bzw. Bügerl abgeleitet von mit Buchen bewachsenes Flurstück

Ortsname Zell: Dazu hat Wolf-Armin Frhr. v. REITZENSTEIN eine 140-seitige Abhandlung geschrieben, abgedruckt in Blätter für oberdeutsche Namenforschung 32/33. Jahrgang 1995/1996. Keinen Aufschluss gibt der Artikel jedoch über den Flurnamen Zell, der in den Katzbacher und Geiganter Fluren sehr oft zu finden ist.

Flurnamen unterscheiden sich von Ortsnamen oder Hausnamen dadurch, dass sie in der Regel nicht bewohnte Grundstücke bezeichnen, in den Bereichen der Dörfer und der Höfe. Unsere Flurnamen waren und sind sehr wichtig in unserer Heimat. Es wäre schön, wenn in unseren Schulen im Fach Heimatkunde auch dieses Wissensgebiet zumindest gestreift werden könnte.

Selbst so simple Bezeichnungen wie obere- oder untere Zell können sehr wertvoll sein. Aus ihnen ist oftmals Aufschluss über die alte Aufteilung der Feldflur und somit über die Entstehung und Entwicklung eines Ortes zu erhalten.

Nennungen beschreiben, welche Nutzung die Flurnamen haben, wo man hingehen -fahren kann, wie und wo Grenzen sind etc, Naturbesonderheiten, z. B. wo Tiere weiden (Ochsenweide, Gänskragen), was geschaffen wurde, (Mühlen, Triften) usw. 

Flurnamen verbinden sich auch mit Personennamen und/oder Haus- bzw. Ortsnamen.

Beispiel:

Lohe, bei uns als „Lau“ oder „Lou“ ausgesprochen, der Hausname Kühnried 7 Lauban (Lohbauer) oder Roßbauernpoint in Katzbach.

Die Anzahl der Flurnamen rund um die Dörfer ist sehr hoch. (siehe dazu unten die Links zu den Zusammenstellungen). Sie nimmt ab, je weiter sie von den Höfen und Häusern entfernt sind. So zum Beispiel in den Hanglagen, im Wald des Hienerberges, Himmelberges oder Häuslarner Berges etc.

Über das Alter der Flurnamen streiten sich die Gelehrten. Sie sind in unterschiedlichen Zeiten entstanden und deren Unbeständigkeit ist nicht zu übersehen. Wie im wirklichen Leben ein Kommen und Gehen. Das Aussterben vieler Flurnamen mit der Mechanisierung in der Landwirtschaft bzw. mit den Flurbereinigungsmaßnahmen lässt sich leider nicht aufhalten.

Viele Flurnamen wurden mündlich überliefert und die vorhandenen Quellen lassen es oftmals nicht zu, den Ursprung der Namen zu ergründen.

Flurname = Gewann

Im Heft „Blätter für oberdeutsche Namensforschung, 15. Jahrgang, 1978 für den Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e. V. herausgegeben von Karl Puchner und Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein“ sind auf der Seite 41 unter Punkt 20 BA (Bezirksamt) Waldmünchen = AG (steht für Amtsgericht) die Ortschaften Geigant und Katzbach aufgeführt mit dem Vermerk: Von der Gemeinde liegt uns eine Sammlung vor.

Trotz mehrerer Anfragen in den Jahren 2019 und 2020 über den Link: https://orts-flurnamen-bayern.de/de/kontakt durch den Kreisheimatpfleger Ederer an den o. g. Verband ist jedoch bis dato keinerlei Antwort des Vereins zu verzeichnen. Auch dann kam keine Antwort, als letztmalig per mail v. 3. 7. 2020 über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. dem Verein ein Muster über die aufgelisteten Flurnamen der ehemaligen Gemeinde Katzbach zugeleitet wurde, mit der Bitte, Hilfen für weitere Forschungsaktivitäten zu gewähren. Anscheinend kümmert sich der Verband nur um die Anliegen von Mitgliedern.

Im Heft 17. Jahrgang aus dem Jahr 1981 der Blätter für oberdeutsche Namensforschung ist der ehemalige Kreisheimatpfleger Dietmar Görgner aus Rötz als Mitglied im Verband für Orts- und Flurnamenforschung genannt.

Für die folgenden Auflistungen wurden als Quellen verwendet: Die Fassionen, Rustikal-, Grundsteuer- Jagdkatasterwerke, die Erbhöflerrollen, der ehemaligen Steuergemeinden Katzbach, Häuslarn und Geigant sowie vorliegende historische Kaufs- Übergabe- Tauschurkunden und Briefsprotokolle. Es wurde versucht, die niedergeschriebenen Flurnamen im örtlichen Dialekt darzustellen.

Die Katzbacher Flurnamen

Die Geiganter Flurnamen

Eine Besonderheit in Geigant, die es nur dreimal in Bayern gibt: Der Flurname Pfanastiehl:

Der „Pfanastiel“ in Geigant

Ein uralter Flurname, der langsam aus dem Gedächtnis verschwindet. Wenn man in der Geiganter Ortsmitte bei der Metzgerei Schall ostwärts fährt, fährt man in der Straße „Zum Himmelberg“ Richtung Wasser-Hochbehälter bzw. „Bergfestplatz“ oder unterer Roßhof. Diese Straßenbezeichnung gibt es erst, seit die Hausnummern in Geigant in Straßennamen umgeändert wurden, also im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts.

Zuvor wurde der noch lange nicht geteerte Weg von den Geigantern der „Pfanastiel“ genannt. Ab der Ortsdurchfahrt ca. 150 – 200 Meter ostwärts. Dieser Flurname bezog sich jedoch früher nicht nur auf diesen Weg bzw. diese Straße.

Mit Flurnamen hat man Jahrhunderte hindurch die einzelnen Äcker, Wiesen, Wälder, Weiher, Bäche etc. benannt. Erst nach der napoleonischen Zeit ab ca. 1831 wurde bei uns aufgrund der Reformen von Maximilian, Graf von Montegelas das Land nach französchischem Vorbild vermessen und damit die Flur-Nummern eingeführt. Bis dahin hatte ausschließlich der Geiganter Hofmarksherr das Sagen und ausschließlich diese Obrigkeit bestimmte über seine Untertanen.

Aber nun zur Herkunft des Flurnamens Pfanastiel: Das Vieh, egal ob Rind, Gans, Schwein, Schaf, Ziege etc. wurde in historischer Zeit immer vom Hirten der „Ortsgemain“ gehütet. Wenn aber ein Untertan seine Viecher unbeaufsichtigt auf fremdem Boden, meistens dem Grund der Obrigkeit grasen hat lassen, so wurden die Tiere vom Amtsknecht schlichtweg gepfändet. Der Amtsknecht war der General-Bevollmächtigte des Geiganter Schloß- bzw. Hofmarksherrn, sozusagen der Scherge und entsprechend unbeliebt und von allen gemieden, wo es nur ging.  Polizei und Gerichtsvollzieher gab es, so wie wir das heute kennen, nicht. Das heißt, die Tiere wurden in eine eingezäunte und gehütete Pfandstatt (Pfandstätte) getrieben bzw. verbracht und mussten dort vom Eigentümer gegen bares Geld ausgelöst werden.

Diese Pfandstatt, andernorts manchmal auch Pfandstall genannt befand sich in der damals unbebauten Gegend, zwischen dem heutigen Kirchengebäude, bzw. östlich vom Draxler-Hof (heute Turban) bis hinauf zum heutigen Draxler-Weiher. Dazwischen war nur das alte Schlecht-Haus.

Im Laufe der Zeit wurde dialektisch der Name Pfandstatt in Pfanastiel abgewandelt, weil nach der Obereigentumsablösung ab ca. 1803 niemand mehr wusste, für was die Pfandstatt der Hofmark Geigant überhaupt da war. Es gab keinen Grundherrn mehr, der das Vieh einfach pfänden konnte. Die Leute nannten dann die ehemalige Pfandstatt einfach Pfandstelle, dialektisch Pfanstöll, und daraus wurde im Laufe der Zeit Pfanastöll bzw. Pfanerstiel.

Folgende zwei Originaltext-Passagen die in die Zeit zwischen 1772 und 1777 fallen, weisen uns explizit auf die Verpfändung von Tieren in der Hofmark Geigant hin:

Alldieweilen dess alten Schmitts Sohn Stephan Eckher (Haus Nr. 37, jetzt Hauptstraße 22), sich underfangen hat einer Herrschaft in ihr Sommer Korn die gehüttete Oxen zu Schaden gehen lassen; so hat man deme solch frefentliche Tadt von dermallen mit anuictirung dess Abschitt= und Pfandt Gelds gemössenst verwisen, hinkonfftig aber auf also hüttende Vich besser Obsorg zetragen, ausser dessen derselbe empfindtlichist hinkünfftig angesehen werden solle.

Zweite Textpassage:

Weitters eben hat der alte Schmitt mit dessen S: V: [salve venia = mit Verlaub] Vich die herrschaftl: Abwandten abgehüttet wessentweegen derselbe ordentlich abgepfändet worden. Welchemnach er Freffler nebst gegeben Verweis mit dem Abschitt= und Pfandtgeld gebüsset worden.

Die o. g. Originaltexte finden sich im Staatsarchiv Amberg unter Hofmark Geigant. Man darf vielleicht noch darauf hinweisen, dass es in Geigant bzw. Katzbach ca. 2500 verschiedene Flurnamen gibt bzw. gegeben hat. Diese kann man unter www.katzbach.com aufrufen.  Sie sind den entsprechenden Anwesen zugeordnet.

Abschließend ist es noch interessant, dass dieser Flurname außer in Geigant heute noch zweimal in Bayern bekannt ist. Einmal in Frasdorf, einem kleinen Dorf im Chiemgau und auch noch einmal im Allgäu. In Frasdorf nennt sich die heutige Straßenbezeichnung „Pfannstiel“. Der Flurname Pfann(er)stiehl ist in Bayern somit fast „ausgestorben“. Es ist schlichtweg in Vergessenheit geraten, woher der Flurname kam, bzw. was er früher bedeutet hat. Auch der Frasdorfer Kreisheimatpflegerkollege Herr Wörndl ist sehr dankbar, dass er nun weiß, woher dieser Straßenname eigentlich seinen Ursprung hat.

siehe dazu auch die Zeitungsberichte in der Bayerwald Echo Seite 26 v. 13. 1. 2025 und in der Chamer Zeitung Weihnachten 2024 Seite 31.

Bei Bedarf kann im Privatarchiv von Josef Ederer nachgefragt werden wie groß die jeweiligen Flurnamen/Flurstücke sind und aus welchen Quellen diese hergeleitet wurden.

Die Katzbacher Hausnamen sind hier zu finden.

© by Josef Ederer Katzbach 33 Dez. 2005, Nov. 2021 und Dez. 2024 bzw. Jan. 2025.

 

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